Schätze aus dem Rock-Archiv

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1967 spielte die »härteste Band der Welt« in Köln. Emil Görtz (rechts) besitzt das Plakat für dieses Konzert – heute eine Rarität. Zusammen mit Malte Kappelmann führt er nun die Traditionskneipe in der Bahnhofstraße, eine der letzten Musikkneipen in der Region.

Emil Görtz und Malte Kappelmann bewirtschaften das Dolbi jetzt gemeinschaftlich

Von Marold Osterkamp (Text) und Hilko Raske (Fotos)

Bünde (BZ). Für Freunde guter Rockmusik bleibt das Dolbi an der Bahnhofstraße auch im 28. Jahr die richtige Adresse. Einiges hat sich jedoch geändert. Urgestein Emil Görtz (60) führt jetzt gemeinsam mit Malte Kappelmann (44) die Traditionskneipe.

»Alle paar Jahre brauchen wir etwas Neues«, meint Emil. Und so hat sich auch die Musik im Dolbi etwas verändert. Nicht nur Emils Helden werden hier jetzt gespielt, sondern auch aktuelle Bands wie Pearl Jam oder Wolfmother. Auch eine weitere Sammlung bereichert jetzt die Kneipenräume. Malte Kappelmann steuert aus seinem Archiv Konzertposter bei, die anders sind als die von den Litfasssäulen bekannten.
Viele Bands, vor allem in Amerika, geben für ihre Auftritte individuelle Bilder in Auftrag, die zum Teil von bekannten Künstlern entworfen werden und in sehr kleiner, limitierter Auflage erscheinen. Auch für Auftritte in Deutschland gibt es diese meist sehr aufwändig produzierten Arbeiten, die manchmal nur am Konzertort selbst zu haben und vom Künstler signiert sind. Malte Kappelmann ist ein Fan der Gruppe Pearl Jam und besitzt zahlreiche Arbeiten, die den Bandnamen kunstvoll in den Bildern verarbeiten. Um die Musiker selbst geht es in diesen Bildern nie, meist wird eine Geschichte erzählt, die mit ihrer Musik zu tun hat. Es braucht mehr als einen kurzen Blick, um sie zu erfassen. Im Dolbi besteht jetzt die Möglichkeit, diese ganz besondere Rock- Kunst kennen zu lernen.
»Sie passt sehr gut in die Räume«, sagt Kappelmann, der auch ein Gast der ersten Stunde war. »Als Emil am 10. März 1983 eröffnete, war ich als Gast schon dabei.« Deshalb freut er sich sehr, jetzt zum Team zu gehören. »Auch das Publikum im Dolbi ist älter geworden, es kommen aber auch junge Leute zu uns.« Das Konzept, das sich seit 27 Jahren bewährt hat, wird beibehalten. Das heißt, dass im Winterhalbjahr im Monat ein oder zwei Konzerte stattfinden. Schon der Name Dolbi hat etwas mit Musik zu tun. Das Rauschunterdrückungssystem Dolby war damals neu auf dem Markt. Genau so durfte Emil seine Kneipe natürlich nicht nennen und so wurde daraus das Dolbi. »Der Name sollte prägnant und leicht zu merken sein.« Musik der Stones wurde schon am ersten Tag gespielt und bleibt eine konstante Größe.

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In einer Glasvitrine sind allerlei Kuriositäten zum Thema Rolling Stones zu sehen.
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Ein streng limitiertes Plakat, das exklusiv für das Berlin-Konzert von Pearl Jam entstand.
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Mick Jagger, Sänger der Rolling Stones, als Spielzeugfigur und Teil der Sammlung.

Emil weiß alles über die Karriere der Rolling Stones und kann auf eine Sammlung stolz sein, die in Europa ihresgleichen sucht und international bekannt ist.
Doch es sind nicht nur die Stones. Wuchtige Rahmen umschließen Schätze der Rock-Geschichte. Ob Tom Petty oder Stevie Wonder, Emil hat sie alle. Ian Anderson hat sich auf einer alten Vinyl-Scheibe von Jethro Tull verewigt und schrieb Emil eine Widmung, als er vor ein paar Jahren in Herford auftrat, an der Decke schwebt der Led Zeppelin, Teile eines Rolling-Stones-Flippers leuchten von der Wand.
Seit Jahrzehnten folgt Emil den Spuren der Rockstars. Früher war für Sammler vieles besser. Die Stars waren leichter zu erreichen. »Man muss warten können und immer höflich bleiben, doch heute wird es immer schwieriger, sie zu treffen und um eine Widmung zu bitten.« Oft erreicht Emil sein Ziel.
In einer Vitrine stellt Emil Görtz Kostbarkeiten aus seiner Stones- Sammlung aus. Seltene Bilder, Schallplatten, Autogramme, CDs, die nur in kleiner Auflage erschienen sind, und Sammlerstücke aus aller Welt sind hier zu bewundern. Auf einem Plattenspieler dreht sich eine bunte »Bridges of Babylon «-Schallplatte der Rolling Stones, eine bunte Ron-Wood-Figur lacht hinter Glas.
Kuriose Originale besitzt Emil. Die klassische Stones-LP »Sticky Fingers« hat er in 70 unterschiedlichen Versionen, darunter eine aus Spanien mit anderen Titeln, da einige Originale dort damals der Zensur zum Opfer fielen.
Beide Ausstellungen in der Traditionskneipe werden ständig erweitert, denn Emil Görtz und Malte Kappelmann sammeln weiter.
Einige Veranstaltungen stehen schon fest. Am 30. Oktober kommen die Big Balls mit ihrem akustischen AC/DC-Programm, am 16. Oktober gibt es ein Kickerturnier und Weihnachten spielt Percy. Auch bei der Kneipennacht ist das Dolbi dabei.


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