Im Reich der Rolling Stones
Rolling Stones überall. Emil Görtz ist ein Sammler aus Leidenschaft und hat Kurioses aus der ganzen Welt in seiner Wohnung. Kaum jemand weiß so viel über die britische Rockband wie er, deshalb ist er in der Szene bestens bekannt.
Emil Görtz sammelt alles über die »größte Rockband der Welt«
Von Marold Osterkamp (Text) und Moritz Winde (Fotos)
Bünde (BZ). Echte Sammler sind ein wenig verrückt, sonst wären sie keine Sammler. Ihre Hände werden feucht, wenn sie ein Objekt ihrer Begierde sehen, und sie müssen es unbedingt haben.
Emil Görtz (58) geht es so. Die Rolling Stones sind seit vielen Jahrzehnten seine große Leidenschaft und Emils Stones-Sammlung ist beeindruckend. Sie füllt mehrere Räume seines Hauses und jedes Stück erzählt eine eigene Geschichte.
Beatles oder Stones? Diese Frage spaltete in den sechziger Jahren eine ganze Generation. Emil hat sie für sich sehr schnell beantwortet, »obwohl ich auch die Beatles mag. Aber man muss Prioritäten setzen.«
Die erste Begegnung mit den Stones liegt 43 Jahre zurück. Im kalten Winter 1965 fuhr der junge Emil mit langen Haaren, aber ohne Handschuhe mit seiner alten Mofa nach Münster, um die Stones zu erleben. Eine Karte hatte er nicht, aber irgendwie kam er in die Halle, und das Konzert war eine Offenbarung.
Seit jener Zeit sammelt Emil Görtz fast alles zum Thema Rolling Stones. Spezialisiert hat er sich auf so genannte Promo-Artikel, also Platten, Poster oder Werbeträger, die nur in kleiner Stückzahl zu Werbezwecken verteilt wurden und werden. Penibel geordnet hat Emil seine Schätze, die aus aller Welt stammen.
Mehrere Autogramme hat er von allen aktuellen und früheren Stones, auch vom früh verstorbenen Brian Jones.
Nach einem Konzert in Berlin fuhr Emil hinter einem Wagen her, in dem Gitarrist Keith Richards saß. Als eine Ampel auf Rot sprang, stürzte Emil aus seinem Auto und hielt eine Platte an Keiths Scheibe.
Der kurbelte lässig das Fenster herunter und signierte die Platte, bevor die Ampel auf Grün sprang.
Wie viele Konzerte Emil Görtz schon erlebt hat, weiß er gar nicht. Besonders schön war ein gemeinsames mit seinen Kindern, denen die Show auch gut gefiel.
Jeder Stones-Fan hat eine Lieblingsplatte. »Bei mir ist das "Sticky Fingers" mit dem legendären Cover von Andy Warhol.« Es zeigt einen Mann in knallenger Röhrenjeans von vorne und hinten. Clou war ein funktionsfähiger Reißverschluss. Klassiker wie »Brown Sugar« oder »Wild Horses« stammen von der Platte.
Erstmals taucht auch das berühmte Zungenlogo des Designers John Pasche auf, das die Stones und Emil bis heute begleitet. überall in seiner Wohnung stoßen die Gäste auf das Logo, sei es als Getränkeuntersetzer oder auf einem Kugelschreiber. Zungen mit und ohne Stacheln, in verschiedenen Farben und Größen,
als Schlüsselanhänger oder Feuerzeug. Selbst die Ventilkappe seines Autos ziert eine ausgestreckte Zunge.
Emil zeigt eine Galerie von »Sticky Fingers«-Platten und CDs. »Fällt Euch etwas auf?«, fragt er. Tatsächlich sieht das Cover in Russland anders aus als in Japan, und in Amerika ist aus der Männer- eine Frauenjeans geworden.
Emil Görtz, seit Jahrzehnten Inhaber der Szene-Kneipe »Dolbi« in Bünde, kennt Sammler auf der ganzen Welt. »Nächste Woche kommt jemand zu mir, der ein weiteres Buch über die Stones schreiben will.«
Ohne gute Verbindungen lässt sich eine solch umfangreiche Sammlung nicht aufbauen.
Emil kennt den Europamanager von Gitarrist Ron Wood und weiß, dass ausgerechnet in Lüchow-Dannenberg ein Stones-Museum eröffnen will.
Auf dem Tisch liegt die gerade erschienene Live-CD »Shine a light«, die Musik zum Konzertfilm von Martin Scorsese, »mit vielen Live-Stücken, die es bisher nicht auf Platte gab«.
Emil hört selbstverständlich nicht nur Stones-Musik, sondern auch Tom Petty Derek Trucks oder Van Morrison gefallen ihm. Wie heißt es doch bei den Stones? »It's only Rock'n'Roll, but I like it« (es ist nur Rock'n'Roll, aber ich liebe ihn). Mit diesem lebensgroßen Werbe-Aufsteller warben die Stones 1971 für Emils Lieblingsplatte »Sticky Fingers«.
 Bunte Krawatten mit dem typischen Zungen-Motiv |
 Erinnerung an den Rock-Zirkus der Stones |
 Autogramme auf dem »Black & Blue«-Cover |
 Emil mit einer seltenen Schallplatte im Midi-Format |
 Ein Werbe-Aufsteller zur »40 Licks« CD und Tournee |
 Ein Blick in die umfangreiche Bibliothek über die Stones |