Ein Leben für die Stones

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Emil Görtz richtet an der Bahnhofstraße privates Pop-Museum ein

Von Paul Pröter

Bünde. Wer an der Ampel hinter einem Zeitgenossen hält, dessen Auto-Heck eine herausgestreckte rote Zunge ziert, möge sich bitte nicht persönlich beleidigt fühlen. Vielmehr hat er einen Fan der Rolling Stones vor sich. Vielleicht sogar Emil Görtz, aber der hat noch viel mehr zu bieten.

Görtz, Betreiber der Musik-Kneipe "Dolbi" an der Bahnhofstraße, hat dort einen Raum eingerichtet, der das Herz jedes Stones-Fans höher schlagen lässt. Original-LPs, Original-Plattencover mit Autogrammen der Stars, T-Shirts und die in den 1970ern beliebten Bild-LPs, all das ist auf 40 m² und an den Wänden fast 4 m hoch zu bestaunen - ein Privatmuseum, wie es weit und breit seines Gleichen sucht. Unterdessen arbeitet Görtz bereits an der Ausstattung des zweiten Devotionalien-Raumes, eine Vitrine mit besonderen Schätzchen soll den Flur vor den beiden Museums-Räumen schmücken. Und Görtz hätte auch keinerlei Probleme, viele weitere Räume als Pop-Museen auszustatten, wenn das "Dolbi" noch mehr Platz bieten würde.
Kostbarkeiten für jeden Sammler, aber vielfach Kleinigkeiten für Görtz, der anno 1950 geboren wurde - also früh genug, um schon mit 12 Jahren Fan der Stones zu werden, "Little red Rooster" als erste Single für 4 Mark zu erwerben und sich in der Folge mit zahllosen damals noch erschwinglichen Fan-Artikeln einzudecken. Gelegentlich fiel die Finanzierung des Hobbys aber doch schwer, als Schüler sei man knapp bei Kasse gewesen, erinnert sich Emil Görtz.
Und es gab auch logistische Probleme. Der kleine Emil wohnte damals in Melle, dort gab es keinen Plattenladen. Also musste Görtz nach Osnabrück zum Single-Kauf radeln. Und die Tour zwei Tage später wiederholen, weil die ersehnte neue Stones-Single zwar auf dem Markt, aber in Osnabrück noch nicht angekommen war.
Im weiteren Verlauf seiner Karriere als Sammler erweiterte Emil Görtz sein Betätigungsfeld aber erheblich. Jethro Tull, Deep Purple, Tom Petty & the Heartbreakers, Robert Plant (Led Zeppelin), Pete Townsend (The Who) und selbst die Bee Gees haben ihre Unterschrift für Emil Görtz gegeben. Mit Ex-Stones-Bassist Bill Wyman und den Scorpions hat Görtz in Hamburg schon ein Bier gehoben. Und den Manager des Stones-Gitarristen Ron Wood zählt Emil Görtz zu einen Freunden.
Auch als Buch-Koautor ist der "Dolbi"-Wirt schon aktenkundig. Christoph Maus dankt Emil Görtz in seinem zweibändigen Werk über alle Veröffentlichungen der Stones ("Rolling Stones worldwide") ausdrücklich für seine Mithilfe. Viel erlebt hat der Fan "on tour" auch schon - angefangen mit der Mopedtour zum Konzert in Münster anno 1964 bis hin zur kurzzeitigen Verhaftung in Prag, weil Emil Görtz sich auf jenen Platz gesetzt hatte, der anno 1992 für den tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel reserviert war, ebenfalls ein Stones-Fan.
Gefragt nach seinem Favoriten aus dem Werk der Stones antwortet Emil Görtz ohne Grübeln: "Sticky Fingers!" Und erwähnt beiläufig, davon habe er etwa 70 unterschiedliche Exemplare.


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