Konzert in der alten Heimat
Er kam, sah und siegte: der Ex-Bünder Gunter Gabriel bei seinem Heimspiel im Dolbi. Foto: Annika Tismer
Der Sänger Gunter Gabriel spielt im ausverkauften Dolbi
B ü n d e (tis). Wenn in Bünde
jemand gefragt wird, wer
die berühmteste Person der
Stadt ist, dürfte Gunter Gabriel
ganz oben auf der Liste stehen.
Denn immerhin steht der ehemalige
Hunnebrocker seit Jahrzehnten
erfolgreich auf der
Bühne.
Am Samstag ist er wieder einmal
in seine alte Heimatstadt
gekommen, um im ausverkauften
Dolbi vor etwa 150 Besuchern
aufzutreten.
Doch wie es sich für einen Star
eben gehört, ließ er seine Gäste
zunächst ein wenig warten. Wer
sicherheitshalber frühzeitig gekommen
war, musste ein wenig
ausharren.
Erst gegen 21.40 Uhr war das
Motorgeräusch eines Bullis zu hören,
nur Sekunden später flog die
Kneipentür auf und Gunter Gabriel
sprang auf die Bühne. Noch bevor
er die ersten Töne gesungen hatte,
zeichnete sich dabei ab, dass
dieser Abend garantiert grandios
enden würde.
Tosender Applaus schon nach
den ersten Zeilen, die Bünder
hatten »ihren« Gunter zurück.
Und der gab in seiner alten
Heimatstadt alles. »Dabei kann ich
es selber kaum glauben, dass ich
mit fast 70 Jahren noch so aktiv
bin«, ulkte er.
Denn voller Elan war er an
diesem Abend ganz gewiss. Mit
»Ring of fire«, »Reisefieber« oder
»30-Tonner-Diesel« brachte er die
Menge zum Toben und schien sich
auf der Bühne in seiner gewohnten
Umgebung sichtlich wohl zu
fühlen.
»Erst hab’ ich ja gedacht: In so
‘ner kleinen Kneipe spiel’ ich
nicht. Aber dann hab ich das Team
kennen gelernt und es doch gemacht
«, erklärte er. Dass er damit
bei seinen heimischen Fans einen
Volltreffer gelandet hatte, war klar.
Gerade die Nähe zum Publikum
machte an diesem Abend den
besonderen Reiz aus. Da wurde
ein Lied mitten im Stück unterbrochen,
um mit dem einen oder
anderen Gast zu plaudern.
Vor der Kneipe unterhielt er sich
mit seinen Gästen, gab Autogramme
und ließ die Anwesenden in
seinen Bulli blicken – er ist eben
immer noch irgendwie Bünder
und war hier unter seinesgleichen.
An einem solchen Abend durfte
da natürlich auch der Song, der
ihn überhaupt erst so weit gebracht
hatte, nicht fehlen. Mit
»Hey Boss, ich brauch’ mehr
Geld« brachte er die Menge zum
Toben, 150 Menschen sangen den
Titel in die Nacht hinaus.
An diesem Abend kam jeder
Gunter Gabriel-Fan voll auf seine
Kosten.
Gabriel und Cash
Auf die Knie gefallen sei er vor
seinem Idol Johnny Cash ein
paar Tage vor dessen Tod im
September 1993, erzählt Gunter
Gabriel gern. Immer hat er sich
seelenverwandt gefühlt mit dem
großen amerikanischen Barden,
den er 1977 kennen lernte. 1993
nahm er in Nashville eine Platte
mit Liedern von Cash auf.
Als es im vergangenen Jahr
hieß, Gunter Gabriel spiele Johnny
Cash, waren die Meinungen
zunächst skeptisch, doch Gabriel
hat alle Kritiker überzeugt.
Im Berliner Renaissance Theater
spielt er jetzt seit August des
vergangenen Jahres Johnny
Cash vor immer ausverkauftem
Haus.
Songs, die Johnny Cash zu
Klassikern gemacht hat, singt
Gunter Gabriel in seinen Zimmerkonzerten,
mit deren Gagen er
seine Steuerschulden zurückzahlt
und bei seinen musikalischen
Lesungen. Auch im Bünder
Konzert gehörten sie zu den
Höhepunkten. Mit 68 Jahren
erlebt Gunter Gabriel, der seit
vielen Jahren in Hamburg lebt,
aber seine Heimatregion nie vergessen
hat, einen unerwarteten
dritten oder vierten Frühling. os
Zahlreiche Photos von dem Konzert finden sie in unserer Bildergalerie