Fans feiern "Dr. Truckerman"

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Reibeisenstimme und zerfurchtes Gesicht | FOTO: HST

Gebürtiger Bünder Gunter Gabriel spielte im Dolbi vor ausverkauftem Haus

VON HENDRIK STEFFENS

Bünde. "Hey Boss, ich brauch mehr Geld" tönt es aus dem rappelvollen Dolbi. Draußen am Fenster verfolgt Gabriel-Fan Gerhard das Geschehen im Innern. Als Gunter Gabriel das sieht, legt er prompt eine Spielpause ein. Winkt den Fan von draußen ins Warme: "Willst du ein Bier? Geht auf mich". Passend dazu gibt’s anschließend Songs vom neuen Album "Sohn aus dem Volk" auf die Ohren.

Vom Bühnenrand bis in die hinteren Ecken wippen die Fans im Takt der Country-Melodien. Hier und da erkennt der gebürtige Bünder Gabriel Gesichter von früher, grüßt mit einem Augenzwinkern und teilt zwischen den Songs Erinnerungen an seine Kindheit in Bünde: Die Ausbildung beim Maschinenbauer Brockfeld und Meyer, seine verkorkste Kindheit und die Sehnsucht, endlich abzuhauen. Sinnbild seiner Natur seien stets die Fernfahrer gewesen. "Ich bin völlig unwichtig. Stars sind die Trucker, die uns versorgen. Wir sollten die ehren, die auf anständige Art ihr Geld verdienen", sagt er. Es folgt die Ode "Mama, lass deinen Sohn nie Fernfahrer werden".
Dass Frauen im Leben des Musikers eine prägende Rolle spielten, beweisen seine zahlreichen Scheidungen. Trotzdem könne er vom weiblichen Geschlecht nicht genug bekommen: "Männer müssen freigiebig sein – mit Geld und Sperma", witzelt Gabriel. "Komm unter meine Decke" johlen die Fans gemeinsam mit dem Wahl-Hamburger.
Abwechslung bringen Cover-Songs von Elvis ("Blue suede Shoes") und natürlich Johnny Cash ("Ring of Fire") ins Programm. Zwischendurch wechselt Gabriel die Gitarre und bringt eine Klampfe in den deutschen Nationalfarben zum Vorschein: "An dieser Gitarre erkennt ihr, dass ich ein deutscher Junge bin". Mit Nazi-Sein habe das nichts zu tun, "ich habe nur erkannt, dass der patriotische Gedanke wichtig ist". Die Songs "Dies ist mein Land" und der Appell an die Fußball-Weltmeisterschaftspatrioten "Lass die Fahne auf dem Dach" heizen der Menge ordentlich ein.
Damit auch die politisch ambitionierten Hörer auf ihre Kosten kommen, geht Gabriel auf die Plagiats-Debatte um Guttenberg ein. "Ich habe auch einen Doktortitel: Dr. h.c. Truckerman". Dem Titel macht er mit Countryhits bis in die späten Abendstunden alle Ehre. In der Pause äußert sich Gerhard, der vom Zaungast zum geladenen Bühnengast wurde, zum Konzert: "Er kann’s einfach immer noch. Von den Niederschlägen der Vergangenheit hat er sich augenscheinlich bestens erholt". Da dürften die zahlreichen Fans ihm Recht gegeben haben.

Gabriel kommt von Gabriele

Gunter Gabriel (* 11. Juni 1942 in Bünde/Westfalen, eigentlich Günter Caspelherr) ist ein deutscher Country- und Schlagersänger. Er war viermal verheiratet, hat drei Töchter und einen Sohn und lebt heute auf einem Hausboot in Hamburg-Harburg. Durch seine erste Ehe mit Gabriele kam er zu seinem Künstlernamen "Gabriel".


Zahlreiche Photos von dem Konzert finden sie in unserer Bildergalerie

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